DDG prognostiziert: „Diabetes wird Altenheime und Kliniken vor große Herausforderungen stellen“

Mit der rasant steigenden Zahl von Diabetespatienten kommen auf das Pflegepersonal in deutschen Kliniken und Altenheimen neue Herausforderungen zu. Darauf macht die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) aufmerksam. Wie Studien zeigen, erkranken in Deutschland jedes Jahr ungefähr 270.000 Menschen neu an Diabetes mellitus Typ 2. Um das Personal zu rüsten, bietet die DDG zwei neue Weiterbildungen an – für Pflegefachkräfte in Kliniken (Kurzzeitpflege) und für die Langzeitpflege in Altenheimen und ambulanten Pflegediensten.

Diabetes-Pflegefachkraft
Die rasant steigende Zahl von Diabetespatienten stelle das Pflegepersonal in deutschen Kliniken und Altenheimen vor neue Herausforderungen, betont die DDG. © drubig-photo/Fotolia


Derzeit leidet bereits jeder Vierte, der in einem Pflegeheim lebt, unter Diabetes mellitus – insgesamt sind schätzungsweise 500.000 Menschen betroffen. Die Tendenz ist stark steigend und daher alarmierend. „Wir müssen davon ausgehen, dass jedes Jahr in Deutschland 270.000 weitere Menschen in der älteren deutschen Bevölkerung neu an Diabetes Typ 2 erkranken“, betont DDG-Präsident Professor Dr. med. Baptist Gallwitz. „Sie stellen perspektivisch das Pflegepersonal in Kliniken wie in Altenheimen vor vollkommen neue Herausforderungen, die spezielles Wissen erfordern.“

Das beginne in Pflegeeinrichtungen schon beim Therapieschema. Generell seien für die Gruppe der älteren Diabetespatienten einfache und sichere Behandlungsmuster besonders geeignet. „Übersichtlichkeit minimiert die Gefahr von Therapiefehlern, vor allem bei dementen Patienten“, erläutert Professor Gallwitz. Darüber hinaus sei die Vermeidung von Unterzuckerungen oberstes Therapieziel in Altenheimen, andernfalls drohten gefährliche Stürze, Herzrhythmusstörungen und das Fortschreiten einer Demenz. „Das Pflegepersonal sollte in der Lage sein, Warnzeichen für Unterzuckerungen schnell zu erkennen“, meint der DDG-Präsident. Zittern, Schwitzen, Herzrasen oder innere Unruhe seien solche Signale, aber auch Wesensveränderungen, die von der Umgebung als absonderlich wahrgenommen werden. „All diese Inhalte sind Bestandteil der Weiterbildung zur Diabetes-Pflegefachkraft DDG, ebenso wie der Umgang mit verzögerter Wundheilung, die typisch für ältere Patienten ist.“ Die Weiterbildung zur „Diabetes-Pflegefachkraft DDG Langzeit“ stehe examinierten Pflegekräften in ambulanten Pflegediensten, Alten- und Pflegeheimen offen.

Spezialkenntnisse aus der Diabetologie sind aber auch in Kliniken immer stärker gefragt. Grund: Jährlich lassen sich etwa zwei Millionen Menschen wegen anderer Krankheiten im Krankenhaus behandeln, die aber auch an einem Diabetes leiden – viele von ihnen, ohne davon zu wissen. „Doch egal, ob der Diabetes bekannt ist oder nicht, die Stoffwechselstörung kann den Verlauf anderer Erkrankungen gravierend beeinflussen“, unterstreicht Professor Gallwitz. So müssten Ärzte und Pflegepersonal etwa diabetesbedingte Folgeerkrankungen, wie Nierenschwäche und Nervenerkrankungen, im Blick behalten, einen zeitweiligen Verzicht auf Nahrung vor einem Eingriff einplanen oder untypische Symptome beispielsweise bei einer Herzerkrankung kennen. „Dies geschieht bisher leider nicht in ausreichendem Maße“, bedauert er. Mit der Folge, dass Patienten, die an Diabetes mellitus leiden und sich einer Operation unterziehen, zwei bis fünf Tage länger im Krankenhaus liegen würden als der Durchschnitt.

Abhilfe schaffen will die Weiterbildung zur Diabetes-Pflegefachkraft DDG (Klinik), die sich an examinierte Pflegekräfte in Kliniken und Reha-Einrichtungen wendet. „Diese Zusatzqualifikation zielt darauf ab, die verschiedenen Lücken im stationären Prozess, in der Pflegeüberleitung und im Entlassmanagement zu schließen, die bei der Behandlung von Diabetespatienten entstehen können“, berichtet der DDG-Präsident. „Das bedeutet, die medizinische Versorgungsqualität und Patientensicherheit deutlich zu verbessern, diabetesbedingte Notfallsituationen zu verringern und am Ende des Tages auch mehr Wirtschaftlichkeit herzustellen.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert