Die medizinische Versorgung macht es möglich: Folgeerkrankungen treten seltener auf

Zeigt her Eure Füße: Dank der verbesserten medizinischen Versorgung werden immer weniger Diabetiker von einer sogenannten Neuropathie heimgesucht.
Zeigt her Eure Füße: Dank der verbesserten medizinischen Versorgung werden immer weniger Diabetiker von einer sogenannten Neuropathie heimgesucht.

Allen Diabetikern sollte bewusst sein, dass ein schlecht eingestellter Blutzucker zu Folgeerkrankungen, wie Erblindung, Nierenversagen und Amputationen, führen kann. Wie die Deutsche Medizinische Wochenschrift (DMW) berichtet, treten diese allseits gefürchteten Folgeerkrankungen in Deutschland allerdings seltener auf als bisher angenommen. Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) sieht den Hauptgrund dafür in der verbesserten medizinischen Versorgung von Diabetikern. Künftig müsse – neben der Diabetesbehandlung – zusätzlich auch die Vorbeugung verstärkt werden, bekräftigt die DDG.

So seien beispielsweise im Verlauf der Jahre erheblich weniger Störungen an der Netzhaut des Auges (Retinopathie) festgestellt worden. Zum Vergleich: Wurde diese Diagnose 1956 noch bei 39 Prozent der Diabetespatienten gefällt, waren es in den vergangenen Jahren deutlich weniger Betroffene. Nur noch zehn bis fünfzehn Prozent der Typ-2-Diabetiker erkranken an einer Retinopathie, beim Diabetes Typ 1 ist es jeder vierte, verkündet ein Forscherteam um Professor Dr. med. Ulrich Müller vom Uniklinikum Jena in der DMW. „Eine erfreuliche Entwicklung, die vor allem auf die verbesserte augenärztliche Versorgung der Diabetespatienten zurückzuführen ist“, meint Privatdozent Dr. med. Erhard Siegel, Präsident der DDG. „Als wichtiger Meilenstein ist hier die Lasertherapie zu nennen, die ein Fortschreiten der Retinopathie in vielen Fällen stoppt.“ Eine Erblindung könnten die Ärzte heute meist verhindern – weniger als ein Prozent der Diabetiker verliere seine Sehfähigkeit.

Auch das Auftreten der diabetischen Nephropathie – durch hohen Blutzucker ausgelöste Nierenschäden – wird offenbar überschätzt. Laut Nationaler Versorgungsleitlinie kommt es bei bis zu 40 Prozent aller Patienten zur Ausscheidung des Bluteiweißes Albumin im Harn, was als Anzeichen eines Nierenschadens gewertet wird. Aktuellen Untersuchungen zufolge leiden jedoch nur zehn Prozent der Typ-2-Diabetiker an einer Nephropathie; bei Diabetes Typ 1 beläuft sich dieser Anteil auf fünfzehn Prozent. „Dass diabetesbedingte Nierenschäden rückläufig sind, liegt am wahrscheinlichsten an einer besseren Blutzucker- und Blutdruckeinstellung“, erläutert Professor Dr. med. Andreas Fritsche, Mediensprecher der DDG.

Eine weitere Folgeerkrankung verkörpert die sogenannte Neuropathie, wobei es zu Gefühlsstörungen an den Füßen kommt – mit der Folge, dass die Betroffenen Druckstellen nicht wahrnehmen. Häufig entwickeln sich daraus Geschwüre, die im Extremfall eine Amputation erforderlich machen. Noch zu Beginn der 1990er Jahre waren Amputationen bei Diabetespatienten 20-mal häufiger im Vergleich zu Menschen ohne Diabetes, erklärt Professor Dr. med. Ulrich Müller. Inzwischen sei das relative Risiko auf bis zu 8,8 bei Männern und 5,7 bei Frauen gesunken. „Dies zeigt, dass sich Früherkennung und Behandlung des diabetischen Fußsyndroms verbessert haben“, kommentiert der DDG-Mediensprecher diese Aussage.

Alles in allem könne nicht genau gesagt werden, was hauptverantwortlich für diese erfreuliche Entwicklung ist. Nach Ansicht der DDG spielt die strukturierte Fortbildung der Hausärzte und die Arbeit der Diabetesexperten in der ambulanten und stationären Versorgung eine tragende Rolle. Über diese Erfolge dürfe man allerdings nicht vergessen, dass die Erkrankungszahlen steigen. „Deshalb sollten wir uns künftig auch zusätzlich verstärkt auf die Vorbeugung des Diabetes konzentrieren“, unterstreicht der DDG-Präsident, Dr. Siegel, abschließend.

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