FPE (Fett-Protein-Einheiten): Wann, warum, wie viel und wie spritzen?

Die Fett-Protein-Einheit, kurz FPE soll heute Thema sein. Ein heiß diskutiertes Thema in der Diabetes Community. Aber von vorn: Rund um die Uhr – 24 Stunden am Tag und 7 Tage in der Woche – muss Glucose im Blut verfügbar sein, damit wir funktionieren können. Alles was wir essen wird letztendlich vom Körper zu Glukose verarbeitet. Kohlenhydrate deutlich schneller als Eiweiß und Fette. Damit die Glucose auch bei Diabetikern zum Ziel, sprich in die Zellen gelangt, und wir funktionieren können, spritzen wir Insulin. Insulin ist als Schlüssel bekannt, der die Zellen öffnet und der Glukose damit den Zugang gewährt. Soweit so gut. Da wie eingangs erwähnt ALLES was wir essen in Glukose umgewandelt wird, stellt sich die Frage:

Fett-Protein-Einheiten
Fett-Protein-Einheiten, kurz FPE: Wann, warum, wie viel und wie spritzen? Ein heiß diskutiertes Thema in der Diabetes Community.

Müssen wir dann auch ALLES mit Insulin abdecken? Auch Eiweiß und Fette?

Vielen ist nicht bewusst, dass das Insulin, das wir zu Mahlzeiten spritzen, aber insbesondere das Basalinsulin bereits einen Teil des Eiweiß‘ und der Fette bereits abdeckt. Sicher habt ihr, damit spreche ich Diabetiker ohne eigene Insulinproduktion an, dennoch schon erlebt, dass nach recht fett- und/oder eiweißhaltigen Mahlzeiten der Blutzucker Stunden danach zu hoch ansteigt, obwohl ihr die BEs/Kohlenhydrate wie gewohnt berechnet habt. Der Grund? Wir haben für den Teil an Fett und Eiweiß, der über das normale Maß hinausgeht und damit nicht im Basal- und Mahlzeitenbolus enthalten ist, kein zusätzliches Insulin injiziert. Auffällig ist das besonders wenn man eine Mahlzeit mit nur wenigen Kohlenhydraten gegessen hat, für die man somit auch nur einen geringeren Mahlzeitenbolus eingeplant hatte. Nun, jetzt stellt sich die wichtigste Frage:

Wie viel und wie plane ich das Insulin für Eiweiß und Fette ein?

Wichtiger Hinweis: Dies ist keine Therapieempfehlung, sondern der folgende Absatz beschreibt lediglich, wie ich vorgehe, wie es sich bei mir bewährt hat:

Man braucht zunächst ein Gefühl dafür, wie viel an Fett und Eiweiß das normale Maß pro Mahlzeit übersteigt. Ich hatte das damals erstmals auf einer Grillparty bemerkt, dass mein Blutzuckerwert im Nachhinein ungewöhnlich spät und hoch anstieg. Seit dem wende ich die unter Diabetikern bekannte Faustregel an:

Pro 100 Kcal. an Fett oder Eiweiß, die ich mit einer Mahlzeit zu mir nehme spritze ich so viel Insulin, wie auch für eine BE/KE (Wie ihr wisst: Ein Gramm Kohlenhydrate oder Eiweiß hat 4 kcal. und ein Gramm Fett hat 9 kcal).
Nun muss man bedenken, dass das Insulin im Gegensatz zu den Kohlenhydraten nicht sofort benötigt wird, sondern erst später. Bei der Insulinpumpe nutzt man die Funktion „verzögerter Bolus“, kann auch direkt mit einem Sofortbolus kombiniert werden ( ‚Dualbolus‘ oder ‚Multiwave-Bolus‘).
Für:

  • 1 FPE plane ich 3 Stunden verzögerten Bolus
  • 2 FPE plane ich 4 Stunden verzögerter Bolus
  • 3 FPE plane ich 5 Stunden verzögerter Bolus
  • 4 und mehr FPE plane ich 7-8 Stunden verzögerter Bolus

„Penner“ 😉 (Basal-Bolus-Therapie) können gesplittet spritzen. Übrigens: Da man beim Verzehr einer Pizza gleichermaßen Kohlenhydrate und Fett zu sich nimmt, und daher die Kombination aus Sofortbolus und verzögertem Bolus bei diesem Gericht sinnvoll ist, wird der Dualbolus auch gerne mal als „Pizza-Bolus“ bezeichnet. In diesem Sinne: Guten Hunger!

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