Diabetes-Sofa: Beraterin Anneke klärt über Bolusvarianten auf

Die Qual der Wahl mit den Bolusvarianten

Hallo, Ihr lieben Süßen,

Erinnert Ihr Euch noch an mich? Hier ist wieder Eure Anneke, selbst Diabetikerin und Mitarbeiterin bei der Diabetik Express GmbH. Heute möchte ich mich mit Euch gemeinsam dem Thema „Bolusvarianten“ widmen – ein großer Vorteil bei der Insulinpumpentherapie. Schließlich wird zu jeder Mahlzeit Insulin benötigt. Für viele Pumpenträger sind die verschiedenen Bolusabgabeformen „böhmische Dörfer“, sei es, weil sie sich scheuen, etwas Neues auszuprobieren, sich unsicher fühlen oder Angst vor dem Wirkungsverlauf haben – schade eigentlich. Denn ich setze täglich auf die unterschiedlichen Bolusvarianten, je nachdem was ich esse und welchen Wert ich gerade gemessen habe.

Den Normal- bzw. Standardbolus verwende ich beispielsweise, wenn ich einen Korrekturbolus benötige oder Obst oder kleine Leckereien von 1 bis 2 BE (12 bis 24 g KH) zu mir nehme.

Bei den Mahlzeiten hat man nicht nur beim Essen die Qual der Wahl...  ©Jörg Brinckheger / PIXELIO
Bei den Mahlzeiten hat man nicht nur beim Essen die Qual der Wahl… ©Jörg Brinckheger / PIXELIO


Der verzögerte/verlängerte Bolus kommt immer bei einem Blutzuckerwert unter 80 mg/dl (3,3 mmol/l) zum Einsatz. Also dann, wenn ich mir unschlüssig bin, ob mein Blutzucker in den Keller rauscht. Esse ich nur einen Apfel, ist der verzögerte/verlängerte Bolus tabu. Möchte ich aber zwei Roggenbrötchen (5 bis 6 BE) mit Belag genießen, ist ein verzögerter Bolus über 45 Minuten bis zur einer Stunde eine prima Sache, weil meinem Körper über diese Zeitspanne verteilt, Insulin zugefügt wird. Vergessen sind Berg- und Talfahrten der Blutzuckerwerte!

Ein verlängerter Bolus ist ebenfalls praktisch, wenn ich mir unsicher bin, wie groß mein Hunger eigentlich ist – und beim Brunchen. Ich sage mir, dass ich mir 1 bis 2 BE auf alle Fälle einverleibe, stelle den Bolus auf eine Stunde ein – und das, was ich mehr esse, gebe ich als Normalbolus nach. Selbstverständlich nur bei einem normalen Wert, weil bei hohen Werten, also über 180 mg/dl ( 8,9 mmol/l), eine Korrektur nötig ist.

Klasse – gerade bei einem erhöhten Blutzuckerspiegel – ist der Dual-, Combo- oder Multiwave-Bolus. Diese Variante stellt eine Kombination aus Standard-/Normalbolus und verzögertem Bolus dar und eignet sich hervorragend bei Mischmahlzeiten (zum Beispiel: hoher Wert und Pizza, Kaiserschmarrn mit Apfelbrei, Auflauf und Obstsalat, Müsli mit Obst, Insulinabgabemenge über 8 bis 10 IE, Kakao und Vollkornbrötchen etc.)

Bleibt nun die Frage nach dem richtigen Verhältnis zu klären:

  1. Hoher Wert / über 180 mg/dl ( 8,9 mmol/l): Sofortiger Anteil größer als 50 Prozent.
  2. Niedriger Wert / unter 100 mg/dl ( 5,6 mmol/l): Sofortiger Anteil 10 bis 20 Prozent.
  3. Normaler Wert: Sofortiger Anteil 30 bis 50 Prozent.
  4. Extrem fetthaltige Nahrung: Sofortiger Anteil 20 Prozent.

Zudem rate ich Euch, nicht länger als 1,5 bis 2 Stunden zu verzögern, da das Insulin in diesem Fall zu langsam und zu lange „arbeitet“.

Jetzt hätte ich beinahe eine weitere wichtige Nutzungsmöglichkeit vergessen: Ich nenne es „DAS VORGLÜHEN“. Für diejenigen, die nach der Nahrungsaufnahme einen hohen Anstieg haben, ist es sinnvoll, gleich nach dem Aufstehen für eine BE einen verlängerten Bolus über 30 Minuten bis 1 Stunde einzustellen. Direkt im Anschluss: Ab ins Bad, unter die Dusche und gutgelaunt an den Frühstückstisch. Achtung: Unbedingt diese eine BE bei der Bolusgabe abziehen, obwohl sie gegessen wird. Das Resultat: Gespeist wird nun mitten in der Insulinwirkung – das ist der moderne Spritz-Ess-Abstand!

Ich wünsche Euch viel Spaß beim Ausprobieren – und bitte nicht verzweifeln, falls es beim ersten Mal nicht klappt. Und denkt dran: Während der „Probephase“ bitte nicht hinters Steuer setzen…

Eure Anneke!

 

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