Diabetiker mit Migrationshintergrund: Organisationen setzen sich für eine bessere Versorgung ein

Fast ein Fünftel aller in Deutschland lebenden Menschen hat einen Migrationshintergrund. Laut Schätzungen sind etwa 600.000 von ihnen an Diabetes mellitus erkrankt. Experten vermuten, dass die Dunkelziffer noch höher ist und wegen der derzeit hohen Zuwanderung von Flüchtlingen noch weiter ansteigen wird. Aufgrund von kulturellen, sprachlichen und häufig auch bildungsbedingten Barrieren lässt sich die tatsächliche gesundheitliche Lage von Menschen mit Migrationshintergrund nur schwer erfassen. Die Versorgung dieser Bevölkerungsgruppe sei jedoch schlechter als die der Gesamtbevölkerung. Darauf weist diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe hin.

Diabetiker mit Migrationshintergrund
Diabetiker mit Migrationshintergrund: die hiesigen Diabetes-Organisationen setzen sich für eine bessere Integration und Versorgungein. © Markus Mainka / Fotolia


Die gemeinnützige Organisation setzt ein Info-Mobil in Regionen mit einem hohen Bevölkerungsanteil von Menschen mit Migrationshintergrund ein, stellt auf ihrem Internetportal kostenlose Übersetzungshilfen in mehreren Sprachen zur Verfügung und eröffnet mit ihrem Experten-Chat die Möglichkeit, Fragen rund um das Thema „Diabetes“ zu stellen. Diese beantwortet am Mittwoch, 20. Januar, Diabetesfachkraft Pinar Cakmak zwischen 17 und 19 Uhr. Fragen können bereits jetzt über ein entsprechendes Kontaktformular eingesendet werden.

Von den knapp zwei Millionen Bürgern mit türkischem Migrationshintergrund, die in Deutschland leben, leiden fast 300.000 an Diabetes. Das sind prozentual fast doppelt so viele wie in der deutschen Bevölkerung. Noch immer verhindern bei vielen Betroffenen Sprachbarrieren, kulturelle Besonderheiten, wie Ernährungsgewohnheiten, sowie Geschlechterrollen und Familienstrukturen notwendige, regelmäßige Arztbesuche. Um dieses Problem aufzugreifen und eine bessere Integration unserer Mitbürger mit türkischen Wurzeln in das Gesundheitssystem zu fördern, hat diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe zusammen mit dem Landesverband Nordrhein-Westfalen der Deutschen Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes (DDH-M) 2014 das Spendenprojekt „Diabetesberatung auf Rädern“ initiiert, das zudem vom Bundesministerium für Gesundheit unterstützt wird. Das Unterfangen, das unter Mitwirkung des Verbands der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe (VDBD) organisiert wird, setzt sehr erfolgreich ein Diabetes-Info-Mobil ein – eine mobile Diabetesberatungsstelle mit Sofort-Diagnostik.

„Für Menschen mit Migrationshintergrund ist eine kultursensible Beratung wichtig“, sagt Pinar Cakmak. Die Diabetesfachkraft war bereits mehrfach mit dem Diabetes-Info-Mobil unterwegs. Sie hat selbst einen türkischen Migrationshintergrund und weiß, welche Informationen Betroffene benötigen: „Einige können sich bildungsbedingt nicht ausreichend über ihre Erkrankung informieren. Durch Sprachbarrieren kommen zum Beispiel viele Migranten nicht zu Diabetes-Schulungen. Außerdem haben sie häufig keine Kenntnisse zum Diabetes-Selbstmanagement, wie sie eine flexible Insulintherapie und die notwendigen Stoffwechselselbstkontrollen durchführen oder ihre Ernährung anpassen können.“ Darunter leide dann auch die Motivation zur Therapie. Pinar Cakmak betont: „Es gilt, den Menschen mit Diabetes im Gesamten zu betrachten und auf ihn einzugehen.“

Der gleichberechtigte Zugang zur gesundheitlichen Versorgung ist ein Grundrecht für alle Bürger in Deutschland und sollte auch für alle Menschen mit Migrationshintergrund unabhängig von ihrer Nationalität, ihrer Herkunft oder ihrer Religionszugehörigkeit selbstverständlich sein. Daher hat diabetesDE gemeinsam mit der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und dem Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD) auch einen „Gesundheitspass Diabetes“ in deutsch-türkischer Sprache herausgegeben. Zugleich wartet diabetesDE im Internet mit dem kostenlosen Diabetes-Dolmetscher auf. Er bietet die wichtigsten Begriffe rund um Diabetes in neun verschiedenen Sprachen: Englisch, Türkisch, Arabisch, Italienisch, Französisch, Spanisch, Niederländisch, Polnisch und Portugiesisch mit jeweils deutscher Übersetzung.

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