Interview: Dr. Udo Wegenast zu Impfungen bei Diabetes

Impfungen bei Diabetes

Impfungen bei Diabetes, welche sind sinnvoll? Hand aufs Herz: Wann habt ihr das letzte Mal in euren Impfpass geschaut? Der Herbst ist die richtige Zeit für eine Auffrischung. Wir haben den Freiburger Diabetologen Dr. Udo Wegenast gefragt, welche Impfungen er bei Diabetes empfiehlt. „Diabetes schwächt das Immunsystem, daher gibt es keine Impfung, die unwichtig wäre“, sagt Dr. Udo Wegenast. In seiner Freiburger Diabetespraxis ist das Thema gerade sehr präsent. Zum einen, weil im Herbst die jährliche Grippeschutzimpfung ansteht, zum anderen, weil alle Welt über einen Impfstoff gegen das Coronavirus spricht. Diesen Impfstoff gibt es zwar Stand heute noch nicht, aber allein die Diskussion bringt Patienten dazu, mal wieder nach ihrem Impfpass zu schauen. „Da entdeckt man so manche Lücke“, sagt Dr. Wegenast. Gemeinsam mit seinen Patienten schaut er sich an, welche Impfungen eventuell aufgefrischt werden müssen und welche noch fehlen.

Impfungen bei Diabetes: Interview mit Dr. Udo Wegenast

Herr Dr. Wegenast, warum sollten Menschen mit Diabetes einen guten Impfschutz haben?
Wegenast: Eigentlich sollte jeder Mensch einen guten Impfschutz haben. Weil der Diabetes das Immunsystem schwächt, sind Impfungen allerdings hier umso wichtiger. Wenn mich ein Patient fragt, welche Impfungen er benötigt, gehe ich mit ihm die STIKO- Empfehlungen* durch und wir schauen anhand des Impfpasses – sofern vorhanden –, welche Impfungen fehlen.

Welche Impfungen gehören zum Basisschutz?
Wegenast: Bei Erwachsenen geht es vor allem um Auffrischungen: Tetanus und Diphterie müssen spätestens nach zehn Jahren aufgefrischt werden. Bei Diabetes ist dies besonders dringlich im Hinblick auf mögliche Wundinfektionen. Und dann gibt es zusätzliche Impfungen, die generell für Risikogruppen empfohlen werden.

Also auch für Menschen mit Diabetes?
Wegenast: Genau. Wichtig ist die jährliche Grippeschutzimpfung – hier fangen wir in jedem Jahr Ende September an. Man sollte nicht zu früh impfen, sonst reicht der Schutz nach hinten nicht aus. Die Pneumokokken-Impfung ist ein weiteres Thema, sie wird bei Diabetes in jedem Alter empfohlen. Hier genügt ggf. eine einmalige Immunisierung. Dann gibt es noch die Zweifach-Impfung gegen Herpes Zoster (Gürtelrose) – empfehlenswert, aber sehr intensiv. Hier kommt es häufiger zu Nebenwirkungen wie Gliederschmerzen und/oder lokalen Rötungen an der Einstichstelle, darüber kläre ich die Patienten vorher auf. Wenn man in einem Zecken-Risikogebiet wohnt, wie hier in Freiburg, dann empfehle ich zudem eine Impfung gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).

Da kommen schon einige Impfungen zusammen. Sind trotzdem noch Wünsche offen?
Wegenast: Dringend brauchen wir eine Impfung gegen bestimmte Hautkeime, die im Körper zu einer Wundinfektion mit Sepsis führen können. Leider ist es immer noch so, dass sich aus einer banalen Wunde eine gefährliche Infektion mit einer Blutvergiftung entwickeln kann, die (zu) spät erkannt wird.

*STIKO – Ständige Impfkommission Die ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts gibt einen Impfkalender heraus, der in jedem Jahr aktualisiert wird. Im Netz unter: https://bit.ly/2R3LSqj

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