Leider ein trauriger Fakt: Soziale Ungleichheit fördert Fettleibigkeit und Typ-2 Diabetesrisiko.

Immer mehr unserer Mitbürger sind von Armut bedroht. Damit einher geht eine Verschlechterung deren Lebenschancen und Gesundheit: Das Typ-2 Diabetesrisiko steigt, und Menschen in der niedrigsten Einkommensgruppe leben zwischen acht bis zehn Jahre kürzer als Personen aus besser situierten Kreisen. Darüber hinaus haben Bewohner benachteiligter Regionen ein um zwanzig Prozent erhöhtes Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Darauf macht diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe aufmerksam. In ihrem Positionspapier fordert die gemeinnützige Organisation Maßnahmen zur Verringerung gesundheitlicher Chancenungleichheiten sowie effektive Strategien der Primärprävention und einen nationalen Diabetesplan, um die Auswirkungen zunehmender gesundheitlicher Ungleichheit zu verringern.

Typ-2 Diabetesrisiko
Laut diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe verringern soziale Ungleichheiten den Zugang zu gesunden Lebensmitteln und fördern somit ungesunde Ernährungsweisen und das Typ-2 Diabetesrisiko. © Boyarkina Marina/Fotolia


Deutschland gilt als eines der reichsten Länder der Welt. Trotzdem sind etwa 12,5 Millionen Menschen in Deutschland von Armut betroffen. „Zu dieser Gruppe zählt nahezu jedes fünfte Kind, über 40 Prozent der Alleinerziehenden und fast 60 Prozent der Erwerbslosen“, betont Professor Dr. med. Thomas Danne, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. Insgesamt habe die Armut in 13 von 16 Bundesländern zugenommen, derzeit besonders tangiert seien die Regionen Ruhrgebiet, Bremen, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Köln/Düsseldorf.

Menschen aus benachteiligten Regionen sind kränker und leben kürzer. „Ihr Risiko für Diabetes Typ 2 ist allein durch ihren Wohnort um zwanzig, für Fettleibigkeit um dreißig Prozent erhöht“, berichtet Professor Danne. Hierbei würden individuelle Faktoren, wie niedriges Einkommen und Arbeitslosigkeit, sowie Umweltfaktoren, wie unattraktive Lebens- und Freizeitbedingungen, zusammenspielen. Soziale Ungleichheiten verringerten auch den Zugang zu gesunden Lebensmitteln und förderten ungesunde Ernährungsweisen.

Kinder seien davon besonders berührt: „Während Familien mit hoher Bildung und hohem Haushaltseinkommen häufiger frische Lebensmittel zubereiten, essen Kinder aus sozial benachteiligten Verhältnissen eher kostengünstige, verarbeitete und hochkalorische Mahlzeiten mit ungünstigem Nährwertprofil – zu fettreich, zu süß und zu salzig“, erläutert der Vorstandsvorsitzende von diabetesDE. Außerdem würden sie seltener Sport treiben und seien etwa doppelt so häufig übergewichtig wie Gleichaltrige aus Familien mit höherem Einkommen.

„Schon heute gibt es in Deutschland 6,7 Millionen Menschen, die an Diabetes Typ 2 leiden. 415 Millionen sind es weltweit. Wenn die Nationen nicht mit wirkungsvollen Präventionsstrategien dagegen steuern, werden nach Schätzungen der Internationalen Diabetes-Föderation (IDF) bis zum Jahr 2040 642 Millionen Menschen von Diabetes betroffen sein“, berichtet der Kinderdiabetologe. „Wer heute gesundheitliche Chancengleichheit herstellen will, muss auch den Zugang zu Gesundheit verbessern.“

Vor diesem Hintergrund appelliert diabetesDE an die Bundesregierung, die Empfehlungen von WHO und Vereinten Nationen für einen primärpräventiven „Health-in-all-Policies“-Ansatz ernst zu nehmen und umzusetzen. Dies fange bereits im Kindesalter an. Die gemeinnützige Organisation dringt daher für jeden Schüler an jeder Schule auf mindestens eine Stunde Bewegung/Sport pro Tag, auf verpflichtende Qualitätskriterien für die Schulernährung, auf ein Marketingverbot für an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel sowie auf eine Zucker-Fett-Steuer bei gleichzeitiger Steuersenkung für empfehlenswerte Lebensmittel.

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