DDG kritisiert Hausarzt-Verträge: „Schluss mit der Verordnung von Billig-Messgeräten“

Rezept-Diabetes
Die DDG fordert ein Ende der Verordnung preisgünstiger Blutzuckermessgeräte. ©Matthias Preisinger / PIXELIO

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) übt scharfe Kritik an Hausarzt-Verträgen aus, die eine überwiegende Verordnung preisgünstiger Blutzuckermessgeräte vorschreiben. Damit würden diejenigen gefährdet, die auf eine exakte Messungen des Blutzuckerspiegels angewiesen sind, um keine potentiell lebensbedrohlichen Unterzuckerungen zu erleiden.

Die DDG bemängelt, dass preisgünstige Blutzuckermessgeräte in Kombination mit den dazugehörigen Teststreifen häufig unzuverlässig in der Messgenauigkeit seien. Betroffene sollten sich im Zweifel an Ärzte wenden, die an solchen Versorgungsmodellen nicht teilnehmen, rät die DDG. Zudem regt die Fachgesellschaft die Bildung eines Runden Tisches an, um die Verordnungspraxis künftig bundesweit einheitlich an sachgerechten Kriterien auszurichten.

Hintergrund: In den vergangenen Jahren führten etliche Krankenkassen und kassenärztliche Vereinigungen eine Unterscheidung zwischen A- und B-Mess-Systemen ein. Dabei sind die B-Varianten preislich günstiger als die A-Geräte. „Nun werden Hausärzten neben diesen Informationen, die das wirtschaftliche Bewusstsein stärken sollen, aber offenbar auch Verordnungsquoten vorgegeben“, heißt es in einer Pressemitteilung der DDG.

„Eine solche Vorgabe ist inakzeptabel“, kritisiert Privatdozent Dr. Erhard Siegel, Präsident der DDG. „Sie hebelt die ärztliche Unabhängigkeit aus.“ Hausärzte, die sich diesen Vorgaben beugen, liefen in Gefahr, mit der Gesundheit ihrer Patienten zu spielen.

„Die Blutzuckermessgeräte der B-Systeme erfüllen vielfach nicht die geforderten Qualitätsstandards bei der Messgenauigkeit“, ergänzt Professor Dr. Lutz Heinemann, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Diabetologische Technologie (AGDT) der DDG. So könnten Diabetiker, die ihre Insulindosis täglich mehrfach dem aktuellen Blutzuckerwert anpassen, bei Fehlmessungen in lebensbedrohliche Situationen aufgrund von Unterzuckerungen geraten. „Das betrifft insbesondere Typ-1-Diabetiker, die täglich zu Mahlzeiten Insulin spritzen“, betont Dr. Heinemann. Bedroht seien aber auch schwangere Frauen mit Diabetes, die auf exakte Messungen angewiesen sind, um das Wohl ihres Kindes nicht zu gefährden.

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