Diabetes-Kongress 2014: Blick in die Gegenwart und Zukunft der Diabetologie

Diabetes-Kongress-2014
Rund 6.500 Kongress-Teilnehmer fanden den Weg zur Messe Berlin Süd (Berlin ExpoCenter City). Foto: Messe Berlin

Ein großer Erfolg war der Jubiläumskongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), der vom 28. bis 31. Mai in Berlin stattfand: Mit 6.500 Teilnehmern konnte der Veranstalter eine Rekordbeteiligung verbuchen. Im Round-Table Gespräch „Ausblick: Diabetologie in den nächsten 50 Jahren“ durchleuchteten Wissenschaftler und klinisch tätige Diabetologen die künftige Diabetes-Vorsorge, Forschung und Therapie.

So profitieren Diabetiker heute von zahlreichen Therapiekonzepten, neuen Medikamenten, Schulungsangeboten, spezialisierten Fachkräften und moderner Technik. „Mit dem, was wir in den letzten 50 Jahren erreicht haben, sind wir in Deutschland extrem gut aufgestellt“, betonte PD Dr. med. Erhard Siegel, Präsident der DDG, im Verlauf der Abschlussdiskussion. Jedoch müsse sich die künftige Diabetesforschung und die Versorgung auf die Herausforderungen der Diabetes-Epidemie einstellen: Die Zahl der Lehrstühle an den Universitätskliniken müsse wieder steigen, so dass künftig die Medizinstudenten in ihrer universitären Ausbildung ausreichend in Diabetologie unterrichtet werden. Anderenfalls könnte eine professionelle Versorgung der wachsenden Zahl an Patienten künftig nicht gewährleistet werden. Wünschenswert, bekräftige der DDG-Präsident, sei zudem für die Zukunft eine sektorenübergreifende Versorgung der Patienten, bei der die heutige Trennung zwischen ambulantem, stationärem und pflegerischem Bereich keine Rolle mehr spiele.

Vor dem Hintergrund, dass immer mehr Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 oder Typ 2 zu kämpfen haben, setzt die DDG ganz auf Prävention. Da Appelle an die Bevölkerung, sich mehr zu bewegen und weniger Kalorien zu sich zu nehmen, bislang gescheitert seien, forderte PD Dr. med. Erhard Siegel einen von der Politik getragenen nationalen Diabetesplan. „Dazu könnten Maßnahmen wie eine Zucker-Fett-Steuer und jeden Tag eine Stunde Sport in Kita und Schule gehören“, meinte er. „Wichtig ist es aber auch, dass Diabetes als ernstzunehmende chronische Krankheit in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.“

Im Detail: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass viele Faktoren an der Entstehung des Typ 2-Diabetes beteiligt sind. Eine große Rolle spielt der Signalaustausch zwischen dem Gehirn und den am Stoffwechsel beteiligten Organen. Außerdem können Umwelteinflüsse beispielsweise die Organisation des Erbguts verändern und so die Anfälligkeit für Übergewicht oder Diabetes möglicherweise über Generationen hinweg beeinflussen. Ein besseres Verständnis dieser Faktoren wird zu einer besseren Vorbeugung, Diagnose und Therapie beitragen. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass sich die Behandlung des Typ-1- und Typ-2-Diabetes künftig nach individuellen Merkmalen der Patienten richten wird. Beim Typ-2-Diabetes könnten künftig möglicherweise Kombinationstherapien aus Medikamenten und künstlichen Bauchspeicheldrüsen die Heilung näher bringen.

Einen optimistischen Ausblick gaben die Experten in puncto Prävention des Typ-1-Diabetes. Eine Frühdiagnose dieser Krankheit ist bereits heute möglich. Der Nachweis von Autoantikörpern in einem Blutstropfen reicht aus, um das Diabetesrisiko Jahre vor dem Blutzuckeranstieg zu erkennen. Ein Screening der Risikopatienten und anschließende Schulungen ihrer Familien könnten dazu beitragen, dass künftig weniger Menschen unter Stoffwechselentgleisungen leiden oder erst zu einem späteren Zeitpunkt erkranken. Außerdem könnte solch ein Screening die Entwicklung von vorbeugenden Therapien beschleunigen.

Von der Vorsorge zu den Auszeichnungen, die die DDG alljährlich auf ihrer Jahrestagung für herausragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Diabetologie verleiht. Über die Paul-Langerhans-Medaille durfte sich Professor Dr. med. Matthias von Herrath aus La Jolla/USA freuen. Dem gebürtigen Deutschen ist es mit seinem Team durch eine kombinierte Immuntherapie gelungen, Typ-1-Diabetes bei Mäusen zu heilen. Er leitet in San Diego eine Forschergruppe am La Jolla Institute, die sich mit histopathologischen Untersuchungen des humanen Typ-1- und Typ-2-Diabetes befasst.

Mit weiteren Preisen und Projektförderungen unterstützt die DDG wissenschaftliche Arbeiten in der Diabetologie. Über deren Vergabe entscheidet die vom Vorstand der DDG eingesetzte „Jury zur Förderung wissenschaftlicher Projekte“.

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