Tacheles reden übers Insuline! Wohin gehend wird geforscht und was dürfen wir erwarten?

Die Wirkung von Insulin verkürzen, beschleunigen, verlängern oder entschleunigen. Insulin als Pille, zum Inhalieren oder über ein Pflaster verabreichen… Es wird viel geforscht und es tut sich auch tatsächlich was ;). Als Betroffener ist man natürlich ungeduldig und hat das Gefühl, dass sich das alles wie Kaugummi hinzieht. Am liebsten hätte ich sofort das Smart-Insulin oder das Insulin-Pflaster (siehe unten)! Doch da müssen wir uns noch gedulden ;).

Nun, bleiben wir realistisch: Was gibt es schon, was können wir erwarten und welches Insulin ist sinnvoll und hilft uns wirklich weiter.

Ultra-kurz- und schnellwirksame Insuline

Im April 2017 hat es Fiasp in Deutschland auf den Markt geschafft. Mich persönlich und viele andere Diabetiker, mit denen ich darüber gesprochen habe, begeistert die schnellere und kürzere Wirkung. So lassen sich damit Hypos schneller ausbalancieren und spontane Aktivitäten/Mahlzeiten lassen sich besser planen. Das Einhalten eines SEA ist nicht mehr nötig. Auch die Blutzuckerspitzen nach dem Essen (postprandialer Bereich) sind Schnee von gestern. Meinetwegen darf gerne noch ein bisschen mehr „Speed“ rein.

Die Landkarten-Kegelschnecke könnte uns dahingehend behilflich sein. Forscher fanden heraus, dass sie sich mit einem Giftgemisch wehrt, dass mitunter aus einem ultraschnell wirksamen Insulin besteht. Damit schießt sie ihr Beute blitzschnell in die Unterzuckerung.

Mal sehen, was da noch geht. Es wird schon viel gemunkelt ;). Bis dahin nutze ich weiterhin Fiasp und erfreue mich an besseren Blutzuckerwerten.

Ultra-langwirksame Insuline

Ultra-langwirksame Insuline interessieren die Insulinpumpenträger eher weniger. Für „Penner“ oder Typ2er sind sie aber dafür umso interessanter. Degludec, Handelsname Tresiba sollte einigen noch ein Begriff sein. Mit 42 Stunden Wirkdauer toppt es Levemir und Lantus (etwa 24 Stunden). Bedeutet: Diabetiker muss sein Langzeitinsulin nur alle drei Tage spritzen. Viele Diabetiker haben davon profitiert: Weniger Blutzuckerschwankungen, stabilerer Nüchtern–Wert, weniger Hypoglykämien, insbesondere in der Nacht, da es sehr gleichmäßig wirkt. Es wurde jedoch in Deutschland vom Markt genommen, weil es bei der Kostenübernahme zu keiner Einigung kam.

Smart-Insulin

Intelligentes Insulin, das nur dann wirkt, wenn wir es benötigen, sprich der Blutzucker ansteigt, wäre PERFEKT, HAMMER, UNSCHLAGBAR GENIAL… Oder?

Können wir uns so vorstellen: Dem Körper steht ein Insulindepot zur Verfügung, aus dem bedarfsgerecht Insulin abgegeben wird. Das erspart schon mal den Umweg über das Unterhautfettgewebe. Das Insulin koppelt sich an ein Trägerprotein. Dieses verhindert, dass Insulin vom Gewebe absorbiert wird, genau solange bis der Blutzucker steigt. In dem Fall wird das Insulin freigesetzt, um den Blutzucker zu senken.

Smart-Insulin hat es jedoch nur bis zu Tests in Tierversuchen geschafft. Bedeutet, es ist noch ein langer Weg, der weiterhin über mehrere Studien an Patienten, über die Zulassung der EU-Länder, die Nutzenbewertung bis hin zu Preisverhandlung und letztendlich dann zu uns führt.

Wie sollte Insulin verabreicht werden?

Im Prinzip habe ich kein Problem damit, mir das Insulin subkutan zu injizieren. Andere Diabetiker hoffen auf eine Alternative zum Spritzen, etwa aufgrund ihres bereits geschädigten Gewebes, Allergien oder aus Angst vor dem Spritzen. Pflaster, Pille, Inhalationsgerät und gar ein Magenschrittmacher wurden und werden erforscht. Das inhalierbare Insulin Afrezza hat es in den USA sogar auf den Markt geschafft, ist allerdings „gefloppt“. Die ideale Lösung als Alternative zum Spritzen hat man noch nicht gefunden.

Das Insulin-Pflaster

Bei meinen Recherchen bin ich in dem Zusammenhang aber auch auf weitere interessante Experimente gestoßen: etwa das Insulin-Pflaster. Es ist mit mikroskopisch kleinen Nadeln besetzt, die mit Insulin befüllt sind. Es reguliert den Blutzucker von allein. Mehr dazu hier: Insulin-Pflaster! In Tierversuchen hat es sich tatsächlich auch schon behauptet.

Das Insulin-Pflaster und Smart-Insulin sind für mich das Non plus-ultra in Sachen Insulin-Forschungsarbeiten. Da beides noch auf sich warten lassen wird, setze ich erst mal auf ultrakurz- und schnellwirksame Insuline, die uns in Kombi mit innovativen Insulinpumpen mit rtCGMS  sicher noch mehr Lebensqualität schenken. Aber auch die Tablette, mit dem Wirkstoff Sotagliflozin ist genial und ich hoffe sehr, dass sie uns Betroffene bald erreicht. Mehr dazu hier.

Mehr Lebensqualität bedeutet für mich: Hypos, Hypers, Folgeerkrankungen, adé! Weniger Kopfzerbrechen, spontaner agieren und mehr Zeit im Alltag. Eine Glukoseregulation wie bei Nicht-Diabetikern… ein Traum!?

Hier findet ihr auch noch ein paar meiner Gedanken dazu.

2 comments

  1. Schöner Artikel. Wäre wirklich klasse, wenn es da mal aus der Forschung Innovationen auf den Markt schaffen würden. Mir scheint auch viel von der Politik/Pharmalobby zurückgehalten zu werden, bzw Änderungen nicht gewollt zu werden.
    Bin sog. “Typ F“, (), und würde gern sehen, wie meine Frau besser zurecht kommt. Und hat schon mal eben eine Hypo so manchen Freizeitspaß vermasselt…

    Sie gab mir auch diesen Artikel hier zu lesen als Link…

    So long…

    1. Hallo Armin, vielen Dank für dein Feedback und deine Meinung :). Echt klasse, wenn man als DiabetikerIN so einen engagierten und interessierten Partner an seiner Seite hat. Klasse, wie du dich kümmerst!

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