Ein kleiner Erfahrungsbericht: „Bitte keine Schokolade gegen eine Hypo essen“

Schokolade oder andere fettreiche Süßigkeiten sind zu einer Hypo-Soforttherapie nicht geeignet, da Fett die Resorption der Kohlenhydrate behindert. birgitH / pixelio.de
Schokolade oder andere fettreiche Süßigkeiten sind für eine Hypo-Soforttherapie nicht geeignet, da Fett die Resorption der Kohlenhydrate behindert. ©birgitH / PIXELIO

Gestern habe ich die Welt nicht mehr verstanden. Während eines Spazierganges durch den Stadtpark, fiel mir ein junges Mädchen auf, das hektisch sein Blutzuckermessgerät aus der Tasche kramte und sich, nachdem es den Wert abgelesen hatte, einen Schokoriegel einverleibte. „Das Mädel wird doch jetzt nicht Schokolade gegen eine Hypo essen“, fuhr es mir durch den Kopf.

Ich – langjährige Typ-1-Diabetikerin – bin eigentlich kein Mensch, der wildfremde Leute einfach so anspricht, um sie zu belehren. Aber in diesem Fall konnte ich nicht an mich halten. „Hat Dich eine Unterzuckerung heimgesucht? Benötigst Du vielleicht Traubenzucker?“, fragte ich das Mädchen. Mein Gegenüber starrte mich aus ungläubigen Augen an, und entgegnete: „Wieso Traubenzucker? Ich behandle meine Hypo doch gerade mit einem Schokoriegel.“ Ich konnte es nicht fassen…

Im Schnelldurchgang erklärte ich der jungen Dame, dass Schokolade, Pralinen und Co. bei einer Unterzuckerung nicht schnell genug helfen, da sie viel Fett enthalten und der Zucker deshalb sehr lange braucht, um im Blut anzukommen. „Greife bei einer Hypo am besten zu Traubenzucker, Fruchtsaft, zuckerhaltiger Limo oder Gummibärchen“, riet ich ihr. „Sie gehen rasch ins Blut und peitschen Deinen Blutzuckerspiegel nach oben. Übrigens: Wichtig ist es, nach den schnellen Kohlenhydraten noch komplexe Kohlenhydrate, wie Brot oder Kekse, zu sich zu nehmen, um den Blutzucker zu stabilisieren und die Glykogenspeicher wieder aufzufüllen. Dann darf auch Dein Schokoriegel ins Spiel kommen.“

Dankbar nahm sie die von mir gereichten Traubenzuckerplättchen entgegen. Gemeinsam setzten wir uns auf eine Parkbank und philosophierten über Diabetes mellitus Typ 1, unter dem Carla – so der Name des Mädchens – seit einem knappen Monat leidet. „Weißt Du, Sybille“, sagte Carla abschließend zu mir, „ich habe noch einen Fehler begangen – schließlich heißt es doch immer: erst essen, dann messen.“

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