Leistungs-Skilangläufer Arne über sein „zuckersüßes“ Leben (2): Neues Jahr, neues Glück

Nach meinem etwas umfangreicheren Einstiegstext, versuche ich mich in diesem zweiten Beitrag etwas kürzer zu halten, da es sich um ein Update bis zum jetzigen Zeitpunkt handeln soll.

Insgesamt würde ich von einem durchweg positiven letzten Jahr und auch Winter sprechen. So verlief vor allem der gesundheitliche Aspekt richtig gut. Hauptsächlich verantwortlich dafür war das Dexcom G4 Gerät der Firma Nintamed, welches ich ab Mitte letzten Winter, also 2015/16, tragen konnte. Dazu gehört neben einem Empfänger mit Display auch ein weißer Sensor, welcher auf immer neu geklebte dünne Nadeln in der Haut aufgesetzt wird. Dieses CGM (kontinuierliches Glukosemessgerät) misst dann über die Nadel den Gewebezucker automatisch jede 5 Minuten, und stellt den Wert graphisch als Punkt auf dem Empfängergerät dar. Darauf erkennt man die jeweilige Linie oder Kurve des Glukosespiegels im Körper, wobei auch die Tendenz zu erkennen ist, beziehungsweise extra angezeigt wird. So muss man zwar im Schnitt jede Woche eine neue, flexible Nadel unter die Haut setzen, doch nach gutem Desinfizieren der Körperstelle ist dieser dann so gut angebracht, dass die Apparatur weder beim Schlafen noch bei sonstigen Aktivitäten wirklich stört. Das einzige an das ich mich gewöhnen musste, war die Setzhilfe, mit der man die Nadel anbringt. So sieht die Gerätschaft wie eine Spritze aus, bei der man nach und nach alle Teile entfernt, bevor wirklich nur noch eine Pflastehalterung auf der Haut aufliegt. In diese wird dann der Sensor wiederum eingeklickt.

Erfahrung mit Dexcom G4
Meine Erfahrung mit Dexcom G4: bestehend aus Sensor Empfänger, Nadel und Setzhilfe. Quelle: https://diatribe.org/sites/default/files/G4%20-platinum-CGM.gif

Die größten Vorteile dieser Gerätschaft waren dann für mich einmal das Einstellen des Langzeitinsulins, da es nun möglich war, die gemessenen Werte als Kurve auszuwerten. So kam es zu Beginn auch mal vor, dass ich durch die Warnsignale des Geräts wegen einer leichten Unterzuckerung geweckt wurde, wohingegen ich vorher bei einem Zuckerwert von zum Beispiel 4,5mmol/l einfach durchgeschlafen hätte. Außerdem musste ich mich dem Dexcom G4 pro Tag nur noch zweimal zum Kalibrieren in den Finger stechen und den gemessenen Wert eingeben, was meinen Fingerkuppen auch wohler tat.

Weitere Vorteile spiegelten sich dagegen nicht nur im normalen Alltag, sondern auch in der sportlichen Betätigung wieder. Mit einfachem Knopfdruck konnte ich nun jederzeit während meines Trainings meinen Glukosespiegel und vor allem die Tendenzen im Auge behalten. Damit wusste ich nun schon deutlich im Voraus, wann mein Gewebezucker so fallen könnte, dass es zur Unterzuckerung kommen kann. Dadurch nahm ich schon bei fallender Tendenz Kohlenhydrate zu mir und nicht erst wie die Monate zuvor ohne Dexcom, als sich die Unterzuckerung erst mit schwereren Muskeln bemerkbar machte. Des Weiteren konnte ich auf einen Zusammenhang mit schlechter Trainingsleistung und schlechtem Gefühl auf zu hohe Anfangszuckerwerte schließen, welche ich vorher als Sicherheit einging, da der Zuckerspiegel vor allem während langer Einheiten extrem abfällt. Aufgrund dieser Erkenntnis, also dass ein hoher Zuckerwert über 12mmol/l die Körperleistung bei mir deutlich verringert, versuchte ich zwar nicht gerade mit 6mmol/l ins Training zu starten, aber ihn eher konstant zwischen 8–10mmol/l zu halten, da meinen Empfindungen nach dort der Körper wirklich am leistungsfähigsten ist. Grundlegend kann ich deswegen sagen, dass das Gerät von Dexcom meine Trainingseffektivität genauso wie mein allgemeines Körperbefinden deutlich gesteigert hat und mich so zu einem HbA1c-Wert von 6,3 Mitte Oktober geführt hat. Als kurze Randbemerkung noch, da diese High-Tech Entwicklung natürlich auch nicht billig daherkommt, einen Link zur Info über neu beschlossene Kassenleistungen in Hinblick auf das schon erwähnte CGM-System findet ihr hier.

Erfahrung mit Dexcom G4
Erfahrung mit Dexcom G4: „Der größte Vorteil war für mich das Einstellen des Langzeitinsulins, da es nun möglich war, die gemessenen Werte als Kurve auszuwerten.“

Und nun nach wahrscheinlich schon wieder viel zu viel Text zum für mich anderen wichtigen Punkt neben der Gesundheit, nämlich dem Sportlichen. Wie gerade ausfürlich geschrieben, gelang es mir mich, mit meiner guten Einstellung des Diabetes weiter zu verbessern. So qualifizierte ich mich aufgrund sehr guter Vorbereitungswettkämpfe Anfang Dezember 2015 dauerhaft für die „2.Liga“ nach dem Weltcup, dem Continentalcup. Dort startete ich nun als älterer Jahrgang meiner Juniorenaltersklasse. Die nun schon seit März beendete Saison 2015/16 begann sehr gut, nämlich mit einem 7. Platz in Frankreich sowie folgenden guten Top 20 Platzierungen. Diese bereiteten mir auch den Weg, zumindest ein Wochenende in der „Roten Gruppe“, den 10 besten Athleten der Gesamtwertung, starten zu dürfen. Nach einer sich gegen Ende der Saison abschwächenden Formkurve, die definitiv dem fehlendem Monat Vorbereitungszeit (Behandlung im Krankenhaus im Sommer) zugrunde liegt, konnte ich noch einmal einen 4. und 7. Platz bei den deutschen Meisterschaften Ende März erringen. Leider reichte das alles aber wiederum nicht, um den dem Alter entsprechenden B-Kaderstatus meiner Sportart zu erreichen, wovon es in Deutschland jedoch nur eine Handvoll gibt. Deshalb blieb auch ein lachendes und ein weinendes Auge zurück, da sich die Förderung dieses Jahres wieder sehr in Grenzen hielt. Doch um den jetzigen Winter noch angehen zu können, auch weil ich sehen möchte, wohin es ohne ungeplanten Krankenhausaufenthalt;-) führen kann, arbeite ich seit geraumer Zeit in einem nahegelegenen Spa-Bereich eines Appartement-Resort`s. Alles getreu dem Motto: Wer etwas will, findet Wege.

In diesem Sinne, Arne

 

Mehr von Arne findet Ihr hier:

Leistungs-Skilangläufer Arne über sein „zuckersüßes“ Leben (1): Der Diabetes kam aus heiterem Himmel

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