All articles written by: Stefanie Blockus

zeitgemäßes Diabetes-Management Patienten-Interview

Für zeitgemäßes Diabetes-Management ist es nie zu spät – ein spannendes Patienten-Interview

Für zeitgemäßes Diabetes-Management ist es nie zu spät… Wir haben ein sehr spannendes Patienten-Interview mit Rainer Hackemann geführt. Er ist 80 Jahre alt, seit 2020 Witwer und hat seit 1985 Diabetes Typ 1. Er hat eine sehr außergewöhnliche, besondere Geschichte zu erzählen. Nach seiner Diabetes-Diagnose wurde er lange Zeit mit Tabletten behandelt. 

Jetzt mit 80 Jahren hat er sich entschieden vom Insulinpen auf die Insulinpumpe umzusteigen. Warum ausgerechnet jetzt, ob das die richtige Entscheidung war und ob er Gleichaltrigen auch dazu raten würde, diesen Schritt zu gehen, verrät er uns im Interview. 

Wie lange haben Sie schon Diabetes und wie wurde Ihr Diabetes damals nach der Diagnose therapiert? 

Mein Diabetes wurde 1985 von meinem Hausarzt festgestellt. Die Diabetes-Diagnose des Arztes war damals etwas dürftig und ich wurde mit Tabletten versorgt. Als mein Langzeitwert schlechter wurde, nahm ich auf Anweisung immer mehr Tabletten. Ohne nachhaltigen Erfolg. Obwohl ich mich gesund und ausgewogen ernährte, wurde mein HbA1c-Wert immer schlechter. (Heute bei 5,8%-6,0%) Ich hatte großen Durst, mein Körpergewicht reduzierte sich immer mehr, bis man 1999 in der Diabetes-Abteilung im Klinikum Wuppertal Diabetes Typ 1 diagnostizierte. Ich wurde erfolgreich auf Insulin umgestellt. Anfangs wurde die Basalrate noch dreimal täglich verabreicht, was für mich als Außendienstler etwas störend war, mit fortschreitender Insulin-Forschung aber einfacher wurde. 

Welche Therapieform wenden Sie aktuell an? Seit wann haben Sie Ihre Insulinpumpe und welche Insulinpumpe nutzen Sie?

Seit 2017 nutze ich das rtCGM-System Dexcom G5 und seit 2019 das rtCGM-System Dexcom G6. Dadurch haben sich meine stark schwankenden Blutzuckerwerte wesentlich verbessert. Seit Anfang Januar 2022 verwende ich das OmniPod DASH-System.

Was hat Sie veranlasst, jetzt mit 80 Jahren dann doch noch eine Insulinpumpe auszuprobieren, bzw. warum haben Sie sich nicht eher dafür entschieden?

An Insulinpumpen hatte ich schon von Anfang an Interesse. Eine Veranstaltung mit einigen Insulinpumpenträgern ließ mich aber davon Abstand nehmen, da die Katheter-Kanülen bei einigen Probanden Schwierigkeiten machten. Pen-Spritzstellen zu finden, wurde für mich mit der Zeit jedoch schwieriger. Ich wechselte die Spritzstellen nach Vorgabe, verwendete auch jedesmal neue Pen-Nadeln, bekam aber einige Lipome. Dadurch wurde das Spritzen und Auffinden möglicher Spritzstellen immer schwieriger. So kam es, dass ich mich auf die Suche nach einer geeigneten Insulinpumpe begab.

Bei einer Nachbarin sah ich im Sommer 2021 einen Omnipod am Oberarm. Der Omnipod ist eine Patch-Pumpe und schlauchlos. Das förderte mein Interesse. Ich hatte über den Omnipod DASH schon einiges recherchiert, war aber noch unentschlossen. Einen Demo-Pod hatte ich schon bestellt, um das Trageverhalten auszutesten. Die guten Erfahrungen der Nachbarin mit dem OmniPod veranlassten mich bei meiner neuen Diabetes-Praxis, dieses System zu hinterfragen und eine Verordnung einzureichen. Seit Anfang Januar 2022 verwende ich nun das Omnipod DASH-System.

Viele ältere Menschen, teilweise sogar jüngere Menschen haben Sorge, dass sie mit der Technik überfordert sind. Haben Sie sich gar nicht vor der Technik gescheut?

Die Diabetes-Praxis bereitete mich schon im Vorfeld bestens auf das Omnipod DASH-System vor. Die Schulung durch die Diabetesberaterin und die DIASHOP-Mitarbeiterin war intensiv und hervorragend. Sie ließ mich keinen Augenblick an meiner Entscheidung zweifeln. 

Hat mit dem OnmiPod alles auf Anhieb geklappt oder gab es Stolpersteine? Falls ja, welche waren das?

Nach dem ersten gemeinsamen Befüllen und Anlegen des Omnipod DASH vor Ort in der Praxis klappte es mit den folgenden allein. Mit Hilfe der Bedienungsanleitung ging es einfach von der Hand. Daraus entwickelte sich schnell eine Routine.

Sind Sie bis hierhin zufrieden mit der neuen Therapieform und welche Verbesserungen konnten Sie im Hinblick auf ihr Diabetesmanagement feststellen?

Mit der App „diasend“ werden meine Diabetesdaten von Dexcom Clarity und Omnipod DASH zusammengeführt und können gemeinsam abgerufen werden. Das Abrufen für Praxis und Verwender klappt online sehr gut und vereinfacht das Diabetesmanagement sehr. Wenn in absehbarer Zukunft die Systeme kompatibel sind, wird es sicher noch einfacher. Aber darauf sollte man nicht warten, sondern schon jetzt die Möglichkeiten nutzen, die vorhanden sind.

Würden Sie andere in ihrem Alter auch zu einer Insulinpumpe ermutigen. Denken Sie, dass Gleichaltrige auch gut damit zurechtkommen würden? 

Die Verwendung der Insulinpumpe kann ich schon nach kurzer Nutzungszeit jedem Interessierten bestens empfehlen. Man wird unabhängiger von der Spritzmöglichkeit des Insulinpens. Man kann schneller auf Blutzuckerschwankungen reagieren und einwirken. Das gibt einem ein verbessertes Lebensgefühl. Nach kurzer Pumpenverwendung fragt man sich: Warum erst jetzt? Mir fehlte sicherlich ein Mutmacher. Ich bekam den Anschub dazu von einer zufriedenen Anwenderin.

Jeder der ein Smartphone benutzt (iPhone oder Android) kommt mit der Pumpentechnik zurecht. Also bitte habt keine Angst vor der Pumpentechnik. Die Verwendung ist wesentlich einfacher als das umfangreiche Handbuch (im Vorfeld eingesehen) mir anfangs vermittelte.

Was würden Sie sich wünschen für ihr künftige Therapie? Könnten Sie sich sogar ein Loop-System vorstellen?

Wer möchte, kann nach erfolgreicher Einarbeitung auch über ein Loop-System, mit dem man die Steuerung des Blutzuckers automatisieren kann, nachdenken. Aber zuerst ist aller Anfang die Pumpe.

Wir bedanken uns herzlich für dieses spannende Interview. Ist Rainer Hackemann nicht eine inspirierende Persönlichkeit? 

HelloBetter Diabetes und Depression

Neue App auf Rezept: “HelloBetter Diabetes und Depression”

Kennt ihr schon die neue App „HelloBetter Diabetes und Depression“? Wir hatten bereits an dieser Stelle über das Thema Diabetes und Depressionen berichtet. Nun möchten wir auf eine neue digitale Gesundheitsanwendung (DiGA = App auf Rezept) hinweisen. Sie heißt „HelloBetter Diabetes und Depression” und richtet sich an Menschen mit Diabetes und depressiven Verstimmungen. Ziel dieser App ist es, den Anwender dabei zu unterstützen, depressive Beschwerden und emotionale Belastungen in Zusammenhang mit Diabetes zu verringern und das Wohlbefinden zu steigern. 

Diese App könnt ihr euch bei eurer Ärztin bzw. eurem Arzt auf Rezept verordnen lassen, wenn bei euch die Diagnose “E10 Diabetes Typ 1” oder  “E11 Diabetes Typ 2” gestellt wurde. Die App wurde von einem interdisziplinären Team aus Psychotherapeuten und Wissenschaftlern in mehr als vier Jahren Forschungsarbeit entwickelt und evaluiert (= die Wirksamkeit wurde in Studien belegt).

Was bietet die App „HelloBetter Diabetes und Depression“?

Die App basiert auf bewährten Strategien der kognitiven Verhaltenstherapie. Insgesamt sind 6 Online-Kurseinheiten von jeweils ca. einer Stunde vorgesehen. Weiterhin ist vier Wochen nach Kursende eine Auffrischungseinheit angesetzt. Zwischen den Kurseinheiten, die ihr flexibel in euren Alltag integrieren könnt, erwarten euch abwechslungsreiche Übungen, die dabei helfen, das Gelernte auch praktisch umzusetzen und auf eure persönliche Situation zu übertragen.

Mit dabei ist auch ein Stimmungstagebuch, über das ihr eure Stimmung beobachten könnt und Rückmeldung auf eure Einträge erhaltet. Weitere Informationen findet ihr hier: Hello Better Diabetes und Depressionen

Wer steckt hinter HelloBetter? 

HelloBetter gehört zu den führenden Anbietern digitaler Medizinprodukte für psychische Erkrankungen. Ihr Ziel ist es, den Menschen die beste Unterstützung bei psychischen Problemen zu bieten.

„Die Therapie­programme sind in intensiver, langjähriger Forschungsarbeit durch ein interdisziplinäres Expertenteam aus den Bereichen Psychologie, Arbeitsmedizin, Gesundheitsökonomie, Informatik und Design entwickelt und evaluiert wurden. HelloBetter bietet nur Produkte an, deren Wirksamkeit in mindestens einer klinischen Studie bestätigt werden konnte, die den Qualitätskriterien wissenschaftlicher Fachzeitschriften genügt.“ Siehe auch/Quelle: Wir sind HelloBetter

Die Kursbegleiter sind ausgebildete Psychologinnen und Psychotherapeuten und haben eine weiterführende Schulung im Online-Coaching, damit sie die Teilnehmenden optimal durch ihren Kurs begleiten können.

 

 

Zuckeraustauschstoffe

Wie werden Zuckeraustauschstoffe berechnet?

Zucker oder Zuckeraustauschstoffe? Was bevorzugt ihr? Das Interesse an Zuckereraustauschstoffen steigt, nicht zuletzt, weil zu viel Zucker (laut Institutionen wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung) ungesund ist, Übergewicht begünstigen und zahlreiche Krankheiten verursachen kann. Die  Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, nicht mehr als 25 Gramm freien Zucker am Tag zu sich zu nehmen. 

Zuckeraustauschstoffe und Süßstoffe ersetzen in vielen Produkten den Zucker

Es gibt zahlreiche Alternativen zu Haushaltszucker, wobei die Begriffe oft durcheinandergehen: Mal heißt es „Zuckeraustauschstoffe“, mal „Zuckeralkohole“, mal „mehrwertige Alkohole“. Zu dieser Gruppe zählen Sorbit (E 420), Mannit (E 421), Isomalt (E 953), Maltit (E 965), Lactit (E 966), Xylit (E 967) und Erythrit (E 968). Ihnen gemeinsam ist: Die Süßkraft ist ähnlich der von Haushaltszucker und in größeren Mengen (> 20–30 g pro Tag) können sie abführend wirken. Und sie haben (fast) keinen Einfluss auf den Blutzucker, denn sie werden nicht verstoffwechselt, sondern wieder ausgeschieden. Das ist für Menschen mit Diabetes, die Insulin spritzen, wichtig für die Berechnung der BE bzw. KE.

Einige dieser Zuckeralternativen sind Energielieferanten, daher werden die enthaltenen Kohlenhydrate auf dem Etikett angegeben. Aber Vorsicht: Die angegebenen Kohlenhydrate sollten nicht zur Berechnung der Insulinmenge zugrunde liegen, sonst droht eine Unterzuckerung. Angerechnet wird nur der enthaltene Zucker, wie das Beispiel der Frankonia-Schokolade „Nougat“ zeigt.

Beispiel der Frankonia-Schokolade „Nougat“

Nährwert-Angaben der Frankonia-Schokolade „Nougat“:

  • Energie: 2069 kJ / 500 kcal
  • Fett: 36 g, davon gesättigte Fettsäuren: 16 g
  • Kohlenhydrate: 42 g; davon: Zucker 10 g; davon mehrwertige Alkohole: 30 g

Die Schokolade enthält insgesamt 42 Gramm Kohlenhydrate, aber nur 10 Gramm Zucker, die berechnet werden müssen. 30 Gramm sind mehrwertige Alkohole (hier der Zuckeraustauschstoff Maltit), die keinen bzw. nur einen sehr geringen Blutzuckeranstieg verursachen und nicht angerechnet werden.

Hättet ihr’s gewusst? Wie klappt das bei euch mit der Berechnung der Zuckeraustauschstoffe? 

Diabetesmanagement 2022

Was bringt das Jahr in Sachen Diabetesmanagement? 5 Topthemen für 2022!

Was erwartet uns im Jahr 2022? Wir sind alle gespannt wie Flitzebögen und hoffen, dass dieses Jahr überzeugende Therapiehilfsmittel für unser Diabetesmanagement bereithält. Genaue Terminangaben können selbst die Hersteller in der Regel nicht machen, oft verzögert sich die Markteinführung von Medizinprodukten ja doch noch mal. Dennoch ist es immer wieder spannend zu lesen, was Hersteller planen und was wir voraussichtlich schon ganz bald erwarten können.

Wir geben einen kurzen Überblick. Worauf seid ihr besonders gespannt, bzw. was würdet ihr euch für euer Diabetesmanagement wünschen? Schreibt das in die Kommentare und ergänzt gerne, wenn euch noch weitere Topthemen einfallen. 

Guardian 4 von Medtronic

Zu Jahresbeginn hat Medtronic die neuen Guardian 4 Transmitter und die passenden Sensoren in Deutschland eingeführt. Wichtigste Neuerung: G4 Sensoren müssen nicht mehr kalibriert werden. Verwendbar sind sie allerdings nur mit dem MiniMed 780G System. Die neuen G4 Transmitter und Sensoren stehen leider zunächst laut Medtronic nur sehr eingeschränkt zur Verfügung. Dieses System einschließlich Zubehör ist bei DIASHOP erhältlich. Für den Guardian 4 Transmitter und die Sensoren ist eine neue Genehmigung der Krankenkasse erforderlich.

mylife YpsoPump goes Loop

Ypsomed setzt 2022 den Weg fort, die Insulinpumpe mylife YpsoPump zum Loop-System zu erweitern. Zunächst soll die mylife App ein Update erhalten: mit der Funktion mylife Dose wird die Bolusgabe über das Smartphone möglich sein. Danach ist ein weiteres Update („mylife Loop“) geplant, wodurch die Insulinpumpe Teil eines interoperablen AID-Systems wird. mylife YpsoPump einschließlich Zubehör ist bei DIASHOP erhältlich.

Apps auf Rezept

Smartphone-Apps für das Diabetesmanagement werden in Zukunft immer wichtiger. Dabei wird unterschieden zwischen einfachen Diabetes-Apps, die jeder aus dem App Store bzw. Playstore herunterladen kann, und den sogenannten „DiGA“ (digitale Gesundheitsanwendungen). Letztere sind auch bekannt als „App auf Rezept“ und bieten einen Mehrwert, der in Studien nachgewiesen werden muss, damit die Krankenkassen die Kosten übernehmen. Vor der Zulassung durch das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte sind von den Entwicklern hohe Hürden zu nehmen, z. B. beim Datenschutz. Für 2022 sind neue, spannende Diabetes-DiGA angekündigt.

Smarte Pentherapie

Adieu Diabetestagebuch, her mit den digitalen Lösungen: Smarte Insulinpens werden 2022 ein Thema für alle werden, die Insulin mit dem Pen spritzen. Die cleveren Pens merken sich nicht nur, wann zuletzt welche Insulindosis gespritzt wurde, sondern übertragen die Werte auch automatisch an Datenmanagement-Apps und -Anwendungen. Novo Nordisk hat 2021 mit NovoPen 6 und NovoPen Echo Plus vorgelegt, andere Insulinhersteller arbeiten noch an smarten Lösungen für ihre Insulinpens. Interessant könnte auch eine spezielle Lösung für Fertigpens werden, die gerade für den Vertrieb in Europa vorbereitet wird: die Mallya-Kappe des französischen Herstellers Biocorp. Sollte sie 2022 noch auf den Markt kommen, bleibt DIASHOP dran, um sie ins Sortiment aufzunehmen.

Neue Insulinpumpe: Kaleido

In der zweiten Jahreshälfte 2022 soll die neue Insulinpumpe Kaleido des holländischen Herstellers ViCentra in Deutschland erhältlich sein. Kaleido kombiniert die Vorteile einer Insulin-Patch-Pumpe mit der Freiheit einer konventionellen Insulinpumpe. Es wird geplant, dass Kaleido direkt in Kombination mit dem DBLG1-Algorithmus von Diabeloop erhältlich ist, der die Kaleido zu einem AID-System erweitert. Damit profitieren Kaleido-Nutzer von einem selbstlernenden Algorithmus, der eine automatisierte und personalisierte Diabetestherapie ermöglicht.

Und jetzt seid ihr dran: Haben wir ein für euch wichtiges Thema vergessen? Ergänzt das gerne in den Kommentaren und auch, was ihr euch in Sachen Diabetesmanagement wünscht. 

Umfrage Diabetesmanagement

Umfrage zum Diabetesmanagement

Stift und Notizbuch waren gestern. Oder nutzt ihr es noch als Protokoll für euer Diabetesmanagement? Inzwischen gibt es zahlreiche elektronische Lösungen, von der PC-Software über Cloud-Lösungen bis zur Smartphone Apps. Es gibt zahlreiche Alternativen verschiedener Anbieter. 

Wir sind neugierig und haben eine Umfrage vorbereitet: Nutzt ihr elektronische Lösungen für euer Diabetesmanagement? Habt ihr Bedenken in Bezug auf den Datenschutz? 

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