Es ist wieder Kürbiszeit! Eines unser liebsten Kürbisrezepte sind diese Kürbiskugeln. Perfektes blutzuckerfreundliches Fingerfood, ganz einfach zubereitet. Kürbis, wer liebt das flexible Fruchtgemüse nicht? Kürbisse lassen sich je nach Sorte mit oder ohne Schale verzehren, schmecken sowohl deftig als auch süß zubereitet. Wir haben uns heute für deftig entschieden.
Der Butternut-Kürbis ist meine Lieblingssorte. Das buttrige, leicht nussige Aroma und wie er auf der Zunge zergeht… Mhh, ein Gaumenschmaus! Auch die Kerne vom Butternut-Kürbis sind übrigens essbar und schmecken lecker nach Nuss! Ob roh oder kurz in der Pfanne, leicht gesalzen und angeröstet…Also bloß nicht wegschmeißen. Für das folgende Rezept könnt ihr auch den Hokkaido-Kürbis verwenden. Der eignet sich und schmeckt auch verdammt lecker.
Rezept für Kürbiskugeln
Zutaten:
700 g geraspelten Butternut oder Hokkaido-Kürbis
400 g Mozzarella oder anderen geriebenen Käse
100 g Mandelmehl
3 Eier (Größe: L)
Gewürze nach Belieben (ich habe Curry verwendet, schmeckt aber auch mit Salz, Pfeffer, Chilli und Kräutern)
Zubereitung:
Ofen auf 200 Grad Ober-und Unterhitze vorheizen.
Alle Zutaten gut miteinander vermengen.
Teig in Kugeln formen und auf das, mit Backpapier ausgelegtes, Backblech legen.
Kürbis Bällchen für etwa 30-40 Minuten backen.
FERTIG! Guten Hunger!
Weitere Kürbis-Rezepte, die wir euch sehr empfehlen können:
Was sind eigentlich diese AID-Systeme (Automatisierte Insulin-Dosierung) von denen die Diabeteswelt spricht? So was wie ein Closed-Loop-System? Ein bionisches Pankreas, ein geschlossenes Insulinverabreichungssystem, eine automatisierte basale Insulindosierung oder sind das ambulante Pankreasgeräte bzw. künstliche Bauchspeicheldrüsen, die nun immer mehr Typ-1-Diabetiker nutzen?
Es werden so viele verschiedene Begrifflichkeiten in diesem Kontext verwendet, dass das Ganze ziemlich konfus erscheint. Einige Bezeichnungen dieser Systeme sind etwa aus Marketinggründen entstanden, andere aus Unwissenheit. Von „künstlicher Bauchspeicheldrüse“ sollte man beispielsweise besser nicht sprechen, das ist doch zu weit hergeholt. Einen vollständigen Pankreasersatz benötigen wir als Typ-1-Diabetiker auch gar nicht ;): Lediglich die Sekretion von Insulin und Glukagon im Verhältnis zur Glukosekonzentration darf bitte gerne wieder vollständig funktionieren, nicht wahr? Nun, und genau dabei können uns diese AID-Systeme unterstützen (gleich mehr dazu), mehr Lebensqualität schenken, wenn gleich wir auch weiterhin selber mitdenken und agieren müssen und wir auch noch lange nicht von einer „technischen Heilung“ sprechen können.
Terminologie
Die amerikanische Gesundheitsbehörde (FDA) spricht von „Automatisierter Insulin-Dosierung“, kurz AID-Systemen. Dieser Begriff beschreibt diese Systeme am besten, denn auch wenn sich die Systeme im Einzelnen unterscheiden, ist ihnen allen die automatisierte Insulinabgabe gemeinsam. Wir sollten uns auf diesen Begriff einigen, damit nicht jeder andere Vorstellungen und Ziele mit diesen Systemen verbindet und um Missverständnissen entgegen zu wirken. Während die Closed-Loop und AID heutzutage nahezu das gleiche meinen, wird in der Praxis das „Loopen“ in der Regel auf die selbst gebauten Systeme bezogen, während AID sich vor allem auf die zugelassenen, meist kommerziellen Systeme bezieht.
Was sind nun aber AID-Systeme und was leisten sie?
Unter einem AID-System versteht man ein Medizinprodukt, das ein rtCGM-Systems mit einer Insulinpumpe kombiniert, die durch einen Algorithmus gesteuert werden. Der Algorithmus ist auf einem Smartphone, Handheld, CGM-System oder der Insulinpumpe implementiert und sorgt dafür, dass die Insulinpumpe so viel Insulin abgibt, dass die Glukosekonzentration mehr oder weniger konstant bleibt, sprich unsere Blutzuckerwerte im Zielbereich bleiben. Den derzeitig bereits erhältlichen AID-Systemen auf dem Markt liegen zwei Ansätze zu Grunde: Entweder handelt es sich um ein komplettes System eines Herstellers (z.B. MiniMed 670G) oder um eine interoperable Lösung: Hier werden drei Systeme kombiniert, die einzeln offiziell unabhängig voneinander vertrieben werden. Beispiel ist hier die Insulinpumpe DANA RS in Kombination mit dem Dexcom G6 CGM und der App CamAPS FX (wir berichteten).
Allerdings sei angemerkt, dass die aktuellen Systeme zur Automatisierten Insulin-Dosierung (AID) ausschließlich den nahrungsunabhängigen Insulinbedarf abdecken (man spricht deshalb auch von Hybrid-AID-Systemen oder Hybrid-Closed-Loop-Systemen). Für den Insulinbedarf zu den Mahlzeiten, im Sport oder auch in besonderen Situationen sind wir als Mensch gefragt.
Mittlerweile gibt es sehr viele mathematische Ansätze (= Algorithmen) zur Berechnung der optimalen Insulindosis unter Berücksichtigung all der Faktoren, die Auswirkungen auf den Blutzucker haben, beispielweise wann war die letzte Mahlzeit, wie viel Insulin ist aktiv, wie hoch ist der aktuelle Glukosewert etc. Viele AID-Ansätze arbeiten beispielsweise mit „Mikro-Boli“, mit denen ein optimales Glukosemanagement erzielt werden konnte. Die Algorithmen sind sehr komplex, unterliegen vielen Sicherheitschecks und werden stetig weiterentwickelt.
Für die Zulassung von Medizinprodukten ist es wichtig, sich auf einen bestimmten Algorithmus festzulegen. Menschen mit Diabetes, die sich ihre AID-Systeme selbst bauen, können hingegen selbst permanent den Algorithmus individuell anpassen und optimieren. Wir hatten berichtet.
Welche AID-Systeme gibt es?
Die amerikanische Patientenorganisation Juvenile Diabetes Research Foundation (JDRF) hat vor geraumer Zeit ein sechsstufiges Entwicklungskonzept vorgestellt, einige der Systeme, wie die Medtronic 640G und die 670G oder auch CamAPS FX sind bereits in Deutschland verfügbar.
Bei den Hybrid-AID-Systemen sind wir also bereits angekommen. Die vollständig geschlossenen AID-Systeme, die auch den Insulinbedarf bei Mahlzeiten abdecken, sind zumindest laut Entwicklungsprozess schon weit fortgeschritten. Weiterhin sind bereits einige bihormonelle AID-Systeme in Entwicklung, die neben Insulin auch Glukagon bei Bedarf automatisiert „zu- und abschalten“. Aber hier werden wir uns sicherlich noch etwas gedulden müssen. Die Entwicklung gestaltet sich als recht komplex und ist sehr kostspielig.
Wir warten gespannt, denn eins ist sicher, sie helfen uns ungemein, sind eine große Entlastung im Alltag, auch psychisch und für die Angehörigen. Ich (Steff) hatte bereits berichtet, wie mein DIY-Hybrid-AID-System mir neue Lebensqualität geschenkt hat 🙂. Aber gleichgültig, ob kommerzielles oder DIY-AID-System: „Loop anschalten oder App runterladen und loslegen“ funktioniert nicht. Damit ist es nicht getan: Ein gutes Diabetesmanagement, Interesse, informiert und up-to-date bleiben, Verständnis für das, was man tut ist Voraussetzung. Die Diabetes-Teams, die Diabetologen müssen fortgebildet werden, denn wir benötigen sie nun gar dringender als je zuvor.
Es gibt spannende Neuigkeiten zur Insulinpumpe DANA RS: Die Insulinpumpe kann nun über die App „CamAPS FX“ mit dem CGM-System Dexcom G6 zusammenarbeiten. Die App für Android-Smartphones verbindet Insulinpumpe und CGM-System zu einem System zur automatisierten Insulindosierung (AID). Damit kann die Insulinabgabe automatisiert an die Glukosewerte angepasst werden („Hybrid-Closed-Loop“). Das System funktioniert in Verbindung mit den folgenden Komponenten:
Android-Smartphone mit der CamAPS FX App (stellt den Algorithmus),
Dana RS Insulinpumpe – kleine und leichte Insulinpumpe, die eine sichere Bluetooth-Verbindung mit der App ermöglicht,
Der Dexcom G6 CGM – Sensor, der kontinuierlich den Glukosespiegel misst und die Daten drahtlos an die App sendet und
Glooko Diasend – Diabetes-Management-Plattform, die das Hochladen von Daten aus Diabetes-Geräten und den Datenaustausch ermöglicht. Zur Systemüberwachung werden die Daten auch automatisch in die CamAPS FX-Cloud hochgeladen.
Die Eingabe des Mahlzeiteninsulins ist weiterhin notwendig. Die Bereitstellung der „CamAPS FX“ App ist ein unabhängiges, zahlungspflichtiges Angebot, das direkt über den englischen Anbieter CamDiab Ltd. abgeschlossen wird. Die Kosten von ca. 80 Pfund pro Monat (ca. 89,00 Euro) für die Nutzung der App werden nicht von den deutschen Krankenkassen übernommen (Stand August 2020).
Das Training und der Support erfolgen ausschließlich direkt über CamDiab Ltd.: www.camdiab.com. Schaut es euch gerne mal an. Ich habe bereits das Training absolviert (das ist Voraussetzung für die Nutzung der App) und mein Zertifikat erhalten. Ich werde euch an dieser Stelle in Kürze über meine praktischen Erfahrungen auf dem Laufenden halten. Ich bin gespannt :).
Klarer Vorteil eines Online-Seminars ist, dass Anreise und Übernachtung vor Ort entfallen – das spart Zeit und Geld. Alles was benötigt wird ist ein Laptop und eine gute Internet-Verbindung. Auf der Strecke bleibt natürlich der persönliche Austausch beim Mittagessen oder in der Kaffeepause, der nette Plausch zwischendrin – all das, was ein Präsenzseminar so besonders und interessant macht. Aber seit Corona haben wir sie jetzt alle kennen gelernt, diese „neuen“ Kommunikations- und Vortragsformen via Blizz, Cisco WebEx, Google Meet, GoToMeeting, Skype, Zoom etc… Die Betreiber solcher online-Meeting-Portale haben durch die Corona-Pandemie einen enormen Zulauf erhalten und auch ich hatte durchaus schon an dem einen oder anderen Meeting online teilgenommen, aber da ging es um Zeiteinheiten von 60 – 90 Minuten, nicht um ein ganztägiges Online-Seminar von 09.30 bis 16.00 Uhr.
Neue Situationen erfordern neue Wege
Die Vorstellung, fast 8 Stunden irgendwie autistisch nur zu meinem Laptop zu sprechen, hat mich anfangs ziemlich befremdet. Wie soll ich mich über Stunden selbst dazu motivieren, ganz alleine in meinem Büro sitzend quasi zu mir selbst zu sprechen. Und das viel größere Problem: Wie um alles in der Welt motiviere ich die Teilnehmer/innen, fast einen ganzen Tag bei „meiner Stimme über den Rechner“ motiviert beim SPECTRUM train the trainer-Seminar zu bleiben??
Aber die Situation ist wie sie ist und der Diabetes macht ja auch keine Corona Pause. Das heißt auch, dass die kompetente und umfassende Schulung und Betreuung unserer Patienten mit einem Typ 1 oder Typ 2 Diabetes weiter gehen muss. Neue Situationen erfordern halt neue Wege und welches Thema würde sich besser eignen als SPECTRUM? Es geht bei diesem Schulungsprogramm ja genau um die „Moderne Diabetestherapie mit Hilfe der kontinuierlichen Glukosemessung“, mit neuen Begriffen wie Time-in-Range, Standardabweichung, glykämische Variabilität etc. Hier hat sich die Diabetologie schnell mit der neuen Technologie arrangiert.
Wer sonst also, wenn nicht wir Spectronauten wären dafür prädestiniert, auch bei Kommunikationsform neue Wege zu beschreiten. Wie heißt der Slogan einer bekannten Sportartikelfirma noch gleich? JUST DO IT! In diesem Sinne habe ich es „sportlich“ genommen und mich auf das Unterfangen: SPECTRUM goes digital eingelassen!
Kurzweilig, spannend und alle waren motiviert, diskussionsfreudig und interessiert
Die Internetverbindung war stabil, das Eintreten der Teilnehmerinnen hat problemlos geklappt, Ton und Bild sowie die Präsentation ließen sich stabil übertragen – es konnte los gehen. Alle TeilnehmerInnen wählten sich pünktlich ins Meeting ein. Das Organisationsteam der feen hatte im Vorfeld für die online nicht ganz so sattelfesten Teilnehmer eine kurze „Zoom-Gebrauchsanweisung“ verfasst und an alle Teilnehmer gemailt, so dass grundlegenden Fragen und die Antworten darauf (Wie stelle ich mein Mikro an oder aus, wie aktiviere ich meine Kamera etc.) bereits bekannt waren.
Vor Beginn des eigentlichen Seminars haben wir eine halbe Stunde lang über „Einwahl und technische Rückfragen“ mit den TeilnehmerInnen gesprochen und geübt – und es konnte pünktlich um 10:00 Uhr losgehen. Alle waren gut motiviert, diskussionsfreudig und interessiert. Die Vorstellungsrunde war dann auch der perfekte Techniktest: Mikro an, Mikro aus, Kamera an und wieder aus ….. es lief wie am Schnürchen.
Bevor ich loslegte, bat ich darum, die Kameras nicht auszuschalten – ich wollte nicht das Gefühl haben, acht Stunden lang mit mir alleine zu sprechen. Als Referentin sehe ich an der Mimik meiner Zuhörer, ob sie noch bei mir sind oder ob ich sie verloren habe oder wann eine Pause nötig ist, ob ich vielleicht zu schnell spreche oder die gerunzelten Stirnfalten verraten, dass ich etwas mehr ins Detail gehen sollte. All das fehlt, wenn ich in ein schwarzes Bildschirmfenster blicke. Glücklicherweise fanden alle die Idee, sich selbst in „Echt“ sehen zu können, gut und es entwickelte sich ein unglaublich tolles Seminar. Es wurden Patientenbeispiele diskutiert und Erfahrungen ausgetauscht – fast wie bei einem Präsenzseminar. Alle TeilnehmerInnen waren super engagiert und gemeinsam haben wir viel gelacht. So wurde aus der Online-Version ein unglaublich kurzweiliges und spannendes Seminar.
Die Mittags- und Kaffeepausen haben wir, nach demokratischer Abstimmung, auf 15 Minuten gekürzt – abgesehen davon haben wir das Seminar in der gleichen Länge, ohne irgendwelche inhaltlichen Kürzungen komplett von 09.30 – 15.45 durchgezogen. Die Zeit verging wie im Flug und mir kam es am Ende überhaupt nicht so vor, als ob ich den ganzen Tag alleine vor dem Rechner gesessen hätte. Falls diese Zeilen jetzt Eine/r der Teilnehmer/innen liest: DANKE – Ihr wart echt ein Super-Team!
Ulrikes Fazit und das Feedback zum Seminar
Das Online-Seminar hat nicht nur mir viel Spaß gemacht. Bei der abschließenden „Feedback-Runde“ haben fast alle als Rückmeldung gegeben, dass Sie, wenn Sie nochmals die Wahl hätten zwischen online und Präsenzseminar, Sie sich wieder für die online Variante entscheiden würden. Denn viele der SPECTRUM-Seminarteilnehmer/innen kam aus den südlichen Bundesländern, soll heißen, sie haben sich eine lange Anreise sowie die Übernachtungskosten in Berlin gespart. So sind sie am Samstagmorgen vom Frühstückstisch aufgestanden und zum SPECTRUM-Seminar in ihrem eigenen Büro gegangen – und konnten 5 Minuten nach Seminarende wieder in der eigenen Küche sitzen. Diese unglaubliche Zeitersparnis hat bei den Meisten den Ausschlag gegeben.
Mein persönliches Fazit: Ich bin selten so positiv überrascht worden und hätte mir NIE vorstellen können, dass ein so langes Online-Seminar so kurzweilig verlaufen kann.
Das Feedback zum Ende des Seminars war großartig, alle Teilnehmer waren sehr zufrieden und auch wenn es sich um ein Online-Seminar handelte, kann gesagt werde, dass trotz des fehlenden persönlichen Kontaktes das Seminar nicht an Qualität verloren hat. Zukünftig wollen wir unser SPECTRUM-Seminar deshalb überwiegend online anbieten, auch wenn es immer wieder Termine geben wird, an denen persönlich teilgenommen werden kann. Wir freuen uns, euch in Zukunft Online zu begrüßen.
Ulrike Thurm, Spectronautin
Ergänzt gerne in den Kommentaren, ob Online-Veranstaltungen für euch in Frage kommen. Sicherlich habt ihr in der Coronazeit auch bereits schon einige Erfahrungen sammeln können.
Motivation ist das A und O bei Diabetes, ein Interview mit dem Diabetologen Dr. Oliver Schubert. Er gibt uns Motivatonstipps für eine bessere Therapieroutine.
Bei Diabetes ist die Motivation tatsächlich der wichtigste Faktor: Es geht darum, die Krankheit anzunehmen und die Therapie im Alltag konsequent umzusetzen – auch wenn es manchmal schwerfällt. Wer hier nicht motiviert ist, dem hilft auch die beste Therapie nicht wirklich weiter. Das ist ähnlich wie bei einem Sportler, der zu den olympischen Spielen will: ohne Motivation für das tägliche Training hat er keine Chance, seine Ziele zu erreichen.
Warum fällt es manchmal so schwer, im Alltag mit Diabetes motiviert zu bleiben?
Als Diabetiker muss ich mich immer um meine Therapie kümmern und darf eigentlich keine Pause machen. Deshalb fühlen sich einige Patienten wie in einem Hamsterrad, in dem man nie ans Ziel kommt. Was vielen dabei besonders schwer fällt: Man muss die Therapie in den Alltag integrieren, und dieser ist ja bekanntlich schon bei gesunden Menschen oft übervoll. Man kann sich gut vorstellen, wie schwierig es dann erst mit Diabetes ist, alles unter einen Hut zu bekommen und dabei positiv und motiviert zu bleiben.
In welchen Situationen leidet die Motivation besonders?
Dies ist besonders der Fall, wenn die Herausforderungen im Alltag überhandnehmen und so nicht genug Raum für den Diabetes bleibt. Auf lange Sicht erlebe ich auch immer wieder ein Phänomen, das ich ‘Diabetes-Burnout‘ nenne: Hier verlieren Patienten irgendwann ganz einfach die Lust und werden müde, sich mit der nötigen Intensität um ihre Therapie zu kümmern. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch Erfolgserlebnisse: Schaffe ich es mit meinen Bemühungen, eine gute Blutzuckereinstellung zu erzielen, wirkt sich das positiv auf meine Motivation aus – gelingt dies nicht und sehe ich keine Erfolge, leidet sie.
Was sind mögliche Folgen von mangelnder Motivation?
Ganz einfach gesagt: Man kümmert sich nicht mehr ausreichend um seine Therapie und der Diabetes rückt im hektischen Alltag in den Hintergrund. Dies passiert auch deshalb, weil Diabetes nicht weh tut und man in den meisten Fällen bis auf erhöhte Blutzuckerwerte erst einmal nur wenig direkte Konsequenzen zu spüren bekommt. Ausnahme sind hier Hypoglykämien, die sowohl kurzfristig gravierende Folgen haben und sogar lebensbedrohlich sein können, als auch langfristig den Körper schädigen. Bei dauerhaft erhöhten Werten steigt das Risiko von Folgeerkrankungen, die sich durch eine gute Einstellung vermeiden ließen, enorm.
Was können Menschen mit Diabetes tun, um dauerhaft motiviert zu bleiben?
Man muss sich immer wieder neu finden und sich schrittweise Ziele setzen, die auch realistisch sind. Auch hier bietet sich ein Blick in die Sportwelt als Vergleich an: Hat man eine Goldmedaille gewonnen, kann man nicht einfach so weitermachen, sondern muss wieder neue Motivation aufbauen, um das nächste Ziel zu erreichen. Im Umgang mit Diabetes ist es ähnlich: Habe ich tolle Werte erreicht oder einige Kilo abgenommen, darf ich mich nicht darauf ausruhen, sondern muss mir neue Anreize suchen. Diese sollten möglichst konkret und realisierbar sein, wie z. B. die guten Werte über einen bestimmten Zeitraum zu halten oder durch Sport und gesunde Ernährung das Gewicht weiter zu reduzieren, damit das Lieblingskleid wieder passt.
Können digitale Helfer wie die mySugr App zur Motivation beitragen?
Aus meiner Sicht können Apps wie mySugr einen wertvollen Beitrag zur Motivation leisten, indem sie tägliche Aufgaben wie das Führen eines Diabetes-Tagebuchs leichter machen. Moderne Blutzuckermessgeräte wie Accu-Chek Guide übertragen die Werte direkt in die mySugr App. So hat man über das Smartphone einen guten Überblick über Erfolge und Misserfolge. Patienten können dadurch gemeinsam mit ihrem Arzt Zusammenhänge erkennen, die Therapie einfacher anpassen und dadurch bessere Ergebnisse erzielen – was wiederum zur Motivation beiträgt. Entscheidend dabei: Eine App muss einfach zu bedienen und zu verstehen sein – sowohl für den Patienten als auch den Arzt.
Für welche Patienten eignen sich digitale Helfer?
Natürlich denkt man erst einmal an junge Diabetiker. Aber wir dürfen in diesem Punkt die älteren Menschen nicht unterschätzen. Auch sie haben oft keine Lust, ein handschriftliches Tagebuch zu führen und sind offen und dankbar, wenn man ihnen digitale Alternativen aufzeigt. Typische Patienten bei mir in der Praxis, die beispielsweise mit Accu-Chek Guide und mySugr ihr digitales Diabetestagebuch führen und damit wirklich gut klarkommen, sind Männer über 60. Sie nutzen häufig ihr Smartphone, mögen es eher gemütlich und freuen sich deshalb über digitale Helfer, die ihr Leben leichter machen. Was mir bei ihnen auch auffällt: Apps wie mySugr bringen tatsächlich die Generationen zusammen. In der Familie wird sich über die Funktionen ausgetauscht und wenn mal Fragen aufkommen, wird zusammen reingeschaut und geholfen.
Leidet die Motivation zwischen den Quartalsbesuchen beim Diabetologen? Und welche Herausforderungen haben Patienten in dieser Zeit?
Patienten fühlen sich in dieser Zeit oftmals mit ihrem Diabetes alleine gelassen. Der Alltag mit Diabetes hält ja doch einige Herausforderungen bereit, die Patienten verunsichern können. Reisen, Stress im Job, Sport, Ernährung – das sind alles Faktoren, die einen Einfluss auf die Blutzuckerwerte haben und die Fragen aufwerfen können. Außerdem gehört es auch zum Leben mit Diabetes, dass es Rückschläge und schwierige Phasen mit stark schwankenden Werten gibt. Besonders wenn es nicht so gut läuft, ist es für viele Patienten eine Herausforderung, motiviert und am Ball zu bleiben.
Könnte eine Betreuung zwischen diesen Terminen, etwa durch ein Coaching, dabei helfen, beispielsweise die Therapietreue besser einzuhalten?
Ein Coaching z. B. über eine App kann die Therapietreue auf jeden Fall unterstützen. Geht es um einfache Empfehlungen rund um den Diabetes-Alltag, wie beispielsweise den richtigen Umgang mit erhöhten Werten nach dem Mittagessen, halte ich ein Coaching zwischen den Arztterminen durchaus für sinnvoll und hilfreich. Es kann aber nicht die individuelle und fachliche Unterstützung leisten oder gar ersetzen, die ein Arzt bietet. Er kann z. B. einem Patienten mit einer Hypoglykämie-Problematik zur Toleranz etwas höherer Werten raten.